Zum Jahrestag der Reichspogromnacht sind wir auch heute wieder unterwegs und kümmern uns im Stadtgebiet um Stolpersteine, welche seit längerer Zeit keine Beachtung gefunden haben. Hierbei werden wir nicht nur die Steine reinigen und Blumen niederlegen, sondern auch die Biografien der Opfer verlesen. Das erste Gedenken findet 17 Uhr, an der Wiener Str. 95, für die Geschwister Sonnenschein statt.
Erneut wurden Antifaschist*innen aus Bautzen von Nazis attackiert. Wir sind solidarisch mit unseren Genoss*innen aus Bautzen und allen die von den Angriffen betroffen sind.
Fünf Verletzte: Mitglieder der linksjugend am Bautzener Kornmarkt angegriffen
Am Abend des 30. Dezembers 2016 sind Mitglieder der linksjugend [‘solid] in Bautzen von Nazis angegriffen worden. Dabei erlitten fünf junge GenossInnen teils schwere Verletzungen.
Soweit bisher bekannt hatten sich die Mitglieder der linksjugend am Freitagabend auf dem Kornmarkt getroffen. Als ein Mitglied sich aus der Gruppe verabschiedet hatte, beobachteten die anderen, dass er von zwei Nazis mit einigem Abstand verfolgt wurde. Als zwei Mitglieder deshalb hinterhergingen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, wurden sie im Bereich Töpferstraße von rund zehn Nazis überrascht, die vollvermummt auf sie zu rannten. Als sie daraufhin zu ihrer Gruppe zurückgekehrt waren, erfolgte ein etwa zwei Minuten andauernder Angriff der Nazis auf die Gruppe.
Fünf Mitglieder mussten sich nach dieser Attacke in ärztliche Behandlung begeben: So erlitten sie Prellungen und blaue Flecken. Ein erlitt eine 15-cm-Platzwunde, welche genäht werden musste. Ein weiteres Mitglied erlitt einen Kieferbruch, weshalb er zur weiteren Behandlung in die Uniklinik Dresden überstellt wurde. Eine junge Genossin musste sich mit einer Schädelprellung ärztlich behandeln lassen.
Dazu erklärt der Pressesprecher des Landesverbandes, Thomas Dudzak: „Wir sind zutiefst schockiert und wütend über diesen Ausbruch rechter Gewalt gegen unsere jungen GenossInnen. Seit Monaten sehen sie sich Anfeindungen von rechts ausgesetzt. Dieser gezielte Angriff ist nur die Spitze des Eisberges und erinnert nicht von ungefähr an die frühen 90er. Bereits im September warnte der Landesvorstand eingehend davor, das Problem mit Nazis in Bautzen kleinzureden. Diese versuchen in Bautzen ein Exempel dafür zu statuieren, dass sie ganze Städte in Deutschland beherrschen können. In dieser aufgeheizten rassistischen Stimmung müssen alle staatlichen Behörden dafür Sorge tragen, den Rechtsstaat auf Bautzens Straßen gegen Nazis und mit ihnen sympathisierende Bevölkerungsgruppen durchzusetzen. Wir erwarten deshalb nicht weniger als eine schnelle Ergreifung und Verurteilung der Täter des gestrigen Abends.“
Am Dienstag hatten wir Kerstin Köditz im Rahmen der Dresden Nazifrei-Kampagne zu Gast in der WIR AG zum Thema „5 Jahre NSU und der Mythos vom Trio!?“. Mit über 30 Leuten eine gut besuchte und diskussionsreiche Veranstaltung. Dabei wurde schnell klar, dass das Thema viel zu Komplex ist, um es in 2 Stunden abzuhandeln. Von der Fähigkeit des Verfassungschutzes (oder wie treffend von der Referentin als Inlandsgeheimdienst bezeichnet) und der These, dass dieser lieber abgeschafft wird hin zu den verschiedenen Netzwerken in Sachsen. So wurden und werden immer noch eindeutig gewalttätige Recht Netzwerke verharmlost, wie am Beispiel der „Freien Kameradschaft Dresden“ zu sehen sei. Diese tauchen im VS-Bericht zuletzt als „subkulturell“ auf.
Spannend für uns war aber vor allem das Abschlußstatement zum Thema, wie es nach dem Prozess von Betae Zschäpe weitergeht: ja, es fehlt noch viel Aufklärungsarbeit. Aber wir dürfen dabei nicht die aktullen Sachen, die in Sachsen abgehen. Sich um Bautzen und Co. zu kümmern, ist derzeit akut. Und vor allem: der NSU kann jederzeit wieder passieren! …
5 Jahre NSU und der Mythos vom Trio? mit MdL Kerstin Köditz